Garten und Selbstversorger
PERMAKULTUR = nachhaltige Landwirtschaft in Harmonie mit der Natur ist eine von Naturvölkern auf den unterschiedlichen Kontinenten seit Jahrtausenden praktizierte Form von Landbewirtschaftung. David Holmgreen und Bill Mollison (alternativer Nobelpreisträger) entwickelten 1974 auf dieser Basis ein neues Konzept für einen nachhaltigen Selbstversorger Garten und ein Landbewirtschaftungsmodell, das auf einer vielfältigen Kultur von Nutzpflan-zen, mehrjährigen Bäumen, Sträuchern, Gemüse, Wildkräutern, Pilzen und Wurzelsystemen basiert und nannten es Permakultur.
Das Wort “Permakultur” ist aus der Verknüpfung der beiden Begriffe “Permanent” und “Agriculture” entstanden und ist die Antwort auf die, in den letzten Jahrzehnten begonnene Energieverschwendung in den hochspezialisierten und –mechanisierten landwirtschaftlichen Produktionssystemen, die durch ihren Industrie-Charakter zunehmend den Bezug zur Natur verloren haben.
Die kürzeste und wohl schönste Definition ist wohl die vom Australier Bill Mollison: “Permakultur ist das Schaffen von kleinen Paradiesen hier auf der Erde.” Sie bedeutet die Nachbildung natürlicher Landschaften voller essbarer Früchte und Gemüse mit genügend Platz für Tiere und Pflanzen in Lebensgemeinschaft mit dem Menschen. Eine “paradiesische” Vorstellung!
Die ideale Permakultur speichert Regenwasser und Sonnenenergie, nutzt sie sparsam und effektiv, verbessert die Bodenfruchtbarkeit und verwendet die Abfälle der einen Tier- oder Pflanzenart als Rohstoffe für die nächste. Sie ordnet Tiere und Pflanzen so zueinander, dass ihre Bedürfnisse fast ohne menschliches Zutun erfüllt sind. In einem solchen System versteht sich der Mensch nicht als Meister einer kurzfristigen, ausbeuterischen Ertragsmaximierung, sondern als Hüter und Beobachter von Zyklen und Gesetzen, die lange vor ihm entstanden sind, und lange nach ihm wirken werden.
Um die Bedeutung des Permakultur-Konzeptes zu veranschaulichen könnte man sagen, es stellt fast alles, was das jetzige Agrarsystem auszeichnet, auf den Kopf. Anstatt landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche, wassertechnische, städtische, bauliche, räumliche und soziale Bestandteile einer Planung getrennt voneinander zu behandeln, wie es heute meistens üblich ist, zielt ein Permakultur-Entwurf darauf ab, alle Elemente so miteinander zu verbinden und zu überlagern, dass Arbeit- und Energieeinsatz minimiert, aber der Gesamtertrag optimiert wird. Permakultursysteme zeigen, wie sich jeder mit einem geringen Platz- und Zeitaufwand, aber einem neuen Verständnis für natürliche Kreisläufe, selbst versorgen und gleichzeitig Energie, Wasser und nicht erneuerbare Rohstoffe sparen kann.
Wichtig ist, dass Permakultur nicht einfach als eine neue Technik verstanden wird. Bücher über Techniken zu verschiedenen Elementen (Energie, Wasser, Luft, Grünland, ökologischer Landbau, Baubiologie, usw.) gibt es genug und jeder gute Ansatz ist wichtig. Im Sinne von Nachhaltigkeit muss jedoch der wichtigste Schritt jetzt folgen, nämlich die Integration, Synthese und Überlagerung all dieser Teilaspekte in ein Ganzes, das ohne weiteren Energieeinsatz Lebensmittel und Lebensqualität “permanent”, also nachhaltig erzeugt. Solche Strategien sind bisher viel zu wenig beschrieben und längerfristig erst punktuell erprobt.
Permakultur kann als Weiterentwicklung des Biolandbaus verstanden werden, von dem sie sich jedoch in einigen Punkten sehr unterscheidet. Zum Beispiel durch den minimalem Einsatz von Fremdenergie (fossile Energie ), oder das Übernehmen von Funktionen durch mehrere Elemente gleichzeitig, was für die Stabilität eines Systems entscheidend ist. So gewinnt man Nahrung aus einer vielfältigen, produktiven, essbaren Landschaft statt aus Spezialisierung auf ein oder wenige Produkte.
Permakultur ist auch in Oberösterreich kein Hirngespinnst und keine Träumerei mehr. Viele an der Natur interessierte und mit der Natur lebende Menschen in Oberösterreich praktizieren bereits Permakultur, ob in kleinen Hausgärten oder als landwirtschaftliches Gesamtkonzept. Einige Menschen tun das sogar unwissentlich, ohne überhaupt jemals von Permakultur gehört zu haben, wie ursprünglich auch der inzwischen berühmt gewordene Salzburger “Agrar-Rebell” Sepp Holzer.
Die Grundsätze der Permakultur bieten eine Richtschnur für nachhaltigen Landbau mit der Natur:
- Jedes Element und jeder Teilbereich erfüllt mehrere Funktionen
- Jede Funktion wird durch mehrer Elemente oder Teilbereiche abgedeckt
- Nutze alles in seinem optimalen Zustand
- Minimiere den Wartungsaufwand und den Energie-Input
- Maximiere den Ertrag bei gleichzeitiger Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit
- Arbeite dort wo es sich lohnt
- Sieh Lösungen! keine Probleme
- Kooperation statt Wettbewerb
- Übernimm Verantwortung für die Umwelt/Erde
- Gerechtes Teilen von überschüssigen Gütern
- Hilf deinen Mitmenschen bei der Selbstversorgung
Permakultur muss an jedem Ort individuell ausprobiert und verändert werden. Sie muss sich den örtlichen Umständen und dem Standort anpassen, dann ist sie allerorts ein Werkzeug das Nachhaltigkeit und Stabilität für die Lebensgemeinschaften des Menschen mit der Natur ermöglicht. Inspirationen findet man auch auf dem jährlichen Wiener herbstlichen Gartenmarkt Floramirabilis.
Biotope in der Natur für Menschen
Viele Vorraussetzungen zum nachhaltigen, das heißt, keine Spuren hinterlassenden Leben in der Natur, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschaffen worden. Der Mensch hat mithilfe neuer Technologien gelernt, ebenso sorgsam mit der Natur umzugehen, wie wildlebende Säugetiere das instinktiv können. Man kann nicht mehr sagen, der Mensch wäre ungeeignet, die Natur zu bewohnen. Wenn wir uns mit dem heutigen Wissen in kleineren Gruppen (30 – 100 Menschen) zusammentun, leidet die Natur nicht mehr unter dem Menschen, wie wir das noch vor 20 Jahren gesehen haben. Im Gegenteil! Der Mensch könnte in positiver Weise für die Belebung des Landschaftsbildes sorgen und in Permakultur-Gärten zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen.
Energie kann bereits fast zur Gänze autark erzeugt werden. Bald sind Stromleitungen überflüssig. Wärme stammt aus Sonne und erneuerbaren Energiequellen. Fahrwege für Autos werden zwar weiterhin nötig sein, durch das Leben und Arbeiten in einem Ökodorf werden die notwendigen Fahrstrecken geringer und für die noch zu bewältigenden teilt man sich die Fahrzeuge und fährt Kurzstrecken mit “Treibstoff” aus der Solaranlage (Elektro-Autos).
Mit Permakultur-Gärten umgebene dörfliche Wohnanlagen sind wunderbare Biotope für Menschen. Sie gestalten zwar die Natur um, entwickeln ihren Sinn aber ausschließlich wenn sie mit der Natur zusammenarbeiten, statt gegen sie, wie es in der herkömmlichen Landwirtschaft leider im letzten Jahrhundert der Fall war. Der Permakultur-Waldgarten ist ein Paradies, nicht nur für Menschen, ein Schonraum wo es sich leben und arbeiten lässt, wo Erholung nicht erst durch zurücklegen einer langen Fahrtstrecke erlebt werden kann, sondern direkt vor der eigenen Haustüre.